Mehrheit der Bevölkerung möchte frühzeitig in den Ruhestand

20.10.2021

Die meisten Erwerbstätigen (53 Prozent) würden gern mit 62 Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Demographie Netzwerks e.V. (ddn) zeigt.

Nicht länger arbeiten als unbedingt notwendig – das wünschen sich laut Umfrage viele Arbeitnehmer:innen in Deutschland. Nur jede:r Achte der Befragten gibt an, bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter von 67 Jahren berufstätig sein zu wollen. Gerade jüngere Menschen geben mehrheitlich an, bereits mit 61 Jahren oder früher in die Rente gehen zu wollen.

Nicht nur wollen, sondern auch können

Fast drei Viertel der befragten Arbeitnehmer:innen sehen sich jedoch geistig als auch körperlich nicht in der Lage, bis 67 oder länger zu arbeiten. Hier zeigt sich ein großer Unterschied in den Berufsgruppen und je nach Ausbildung: Während bei körperlich schweren Arbeiten die Beschäftigten sich über 90 Prozent nicht in der Lage sehen, länger als 65 zu arbeiten, sind es bei leitenden Angestellten und Beamten fast 20 Prozentpunkte weniger. Seitens der befragten Akademiker:innen hält sich ein Viertel für fit genug, um länger als 69 arbeiten zu können.

„Weniger körperliche Belastung, weniger Stress“: Diese Antwort gibt die Mehrheit der Befragten auf die Frage an, was sich ändern müsste, damit sie länger arbeiten wollen. Gleichzeitig rechnen die meisten der Befragten nicht damit, dass ihre zu erwartete Rente im Alter ausreichen wird. Vor allem zeigt sich hier der Unterschied zwischen Männern und Frauen: Fast 62 Prozent der Frauen gehen davon aus,  dass ihre Rente nicht ausreichen wird – im Gegensatz zu 42 Prozent bei Männern. Auch in den ostdeutschen Bundesländern sind die Befürchtungen häufiger (60 Prozent) als in Westdeutschland (50 Prozent).

Probleme des demografischen Wandels liegen auch in der Politik

„Die Ergebnisse unsere Umfrage zeigen, dass wir trotz vielfacher wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Arbeitswelt noch immer nicht ausreichend auf den demografischen Wandel vorbereitet sind.“, sagt Frank Böhringer vom Vorstand des Demographie Netzwerks ddn. „Wir brauchen jetzt ernsthaft eine politische und gesellschaftliche Debatte darüber, wie und wovon Leute im Alter leben sollen.“ Er plädiert angesichts des Fachkräftemangels für tragfähige Konzepte und Initiativen für Unternehmen und Sozialpartner, um die Zukunft der Arbeit neu zu gestalten.

Wichtig für ein Umdenken und Gegensteuern sind die Arbeitsbedingungen, wie die Studie zeigt. Um Beschäftigte länger im Erwerbsleben zu halten, müssen die momentanten Rahmenbedingungen verbessert werden. Ein weiterer Ansatzpunkt: Zugleich gibt jede elfte Person an, über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten zu wollen. Prof. Dr. Jürgen Deller, Professur für Wirtschaftspsychologie an der Leuphana Universität Lüneburg, zieht daraus eine klare Schlussfolgerung: Unternehmen sollten Arbeit viel individueller gestalten und an unterschiedliche Lebenssituationen anpassen, sagt er. Es gelte, das Potenzial derer zu nutzen, die länger arbeiten können und wollen und ebenso aktiv um ältere Beschäftigte zu werben wie um junge Talente.

Mehrheit will nicht länger als 62 arbeiten
Bildrechte: Das Demographie Netzwerk (ddn)

Zur Umfrage: Für den Demographie-Index hat das Marktforschungsunternehmen Civey im Auftrag von ddn 2.500 Erwerbstätigte befragt und Aspekte des gewünschten Renteneintrittsalters, der geistigen und körperlichen Fitness im Alter sowie Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit und finanzielle Versorgung im Alter berücksichtigt.

Das Demographie Netzwerk e. V. (ddn) ist ein gemeinnütziges Netzwerk von Unternehmen und Institutionen, die den demographischen Wandel als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen. ddn wurde 2006 auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und im Kontext der Initiative neue Qualität der Arbeit (INQA) gegründet.

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